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Das Met erhält außerordentliche Schenkung von Georg-Baselitz-Gemälden

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Die Schenkung des Künstlers und seiner Ehefrau Elke wird ab dem 28. Januar 2021 im Met zu sehen sein.

Der deutsche Maler Georg Baselitz und seine Frau Elke schenkten dem Metropolitan Museum of Art anlässlich des im Jahr 2020 gefeierten 150-jährigen Jubiläums des Museums, sechs bedeutende Gemälde. Die 1969 entstandenen Porträtbilder gehören zu den ersten, die Baselitz unter Einsatz des radikalen, bildnerischen Stilmittels der Umkehrung erschuf. Dabei wird das Bildmotiv auf den Kopf gestellt, was dem Künstler ermöglicht, sich in einer direkten Beziehung mit dem Betrachter auf die Möglichkeiten der Malerei zu konzentrieren anstatt auf die Abbildung des Modells. Durch den radikalen Schritt der Umkehrung der Figuren wird die Perspektive des Betrachters grundlegend ins Wanken gebracht. Unsere Fähigkeit, Elemente wie den Erzählstoff, die Art des Inhalts und die künstlerische Tradition zu erkennen, wird irritiert. Dadurch bilden die Arbeiten von Baselitz eine eigene Kategorie für sich. Die sechs Gemälde werden vom 28. Januar bis 18. Juli 2021 als Installation unter dem Titel Georg Baselitz: Pivotal Turn im Robert Lehman Wing vom Met zu sehen sein.

„Das Metropolitan Museum ist Georg und Elke Baselitz sehr dankbar für diese außerordentlich bedeutsame und großzügige Schenkung“, kommentierte Max Hollein, Marina Kellen French Director des Museums. „Diese richtungsweisende Gruppe früher Porträtbilder von einem der bedeutendsten Maler unserer Zeit ist ein wichtiger Zugang in die hervorragende Gemäldesammlung des Met. Sowohl als Dokumentation einer engen Gemeinschaft von Freunden und Angehörigen des Künstlers, wie auch als Beginn einer neuen Werkphase stehen diese Arbeiten für einen sehr persönlichen Moment und für eine entscheidende Wende im Schaffen des Künstlers. Es freut uns sehr, dass diese außergewöhnlichen Arbeiten im Met ein neues Zuhause gefunden haben!“

„New York und das Met haben einen besonderen Platz in unserem Herzen“, bemerkte Baselitz. „Mit dieser Schenkung möchten Elke und ich auch unsere ganz besondere Verbindung zu den USA zum Ausdruck bringen. Für uns war das Land immer ein Symbol der Freiheit. Es ist eine enorme Freude und Befriedigung zu wissen, dass diese sechs Werke, die lange in unserem Privatbesitz geblieben sind, und einen bedeutenden Moment in der Entwicklung meiner Herangehensweise an die Malerei darstellen, nun ein wesentlicher Bestandteil der Sammlung des Museums sind.“

„Baselitz‘ unorthodoxe Strategie der Umkehrung ermöglichte es ihm sein Werk jenseits vom sozialistischen Realismus zu positionieren. Gleichzeitig stand er aufgrund seiner ostdeutschen Herkunft in einer komplizierten Beziehung mit der Kunst eines kapitalistischen Westdeutschlands. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Gegenständlichkeit in den letzten Jahren haben diese Baselitz-Gemälde eine hohe Anziehungskraft für jüngere Künstlergenerationen, die – wie Baselitz – Amerika weiter als ein Symbol der Demokratie wertschätzen“, fügte Sheena Wagstaff, Leonard A. Lauder Chairman, Moderne und Zeitgenössische Kunst am Met, hinzu. 

Georg Baselitz wurde 1938 als Hans-Georg Kern in Ostdeutschland geboren, wo er 1956 sein Kunststudium an der Hochschule für bildende und angewandte Kunst in Ostberlin aufnahm. Im Jahr 1957 floh der Künstler in den Westen, wo er seinen Nachnamen in Baselitz änderte, sich an der Hochschule für bildende Künste in Westberlin einschrieb und 1962 ein Studium abschloss. Als Nachkriegskind rechnete Baselitz in seinen frühen Gemälden mit den traumatischen Geschehnissen infolge der Zerstörungen des 2. Weltkriegs ab. Hierzu gehören seine Helden- und Frakturbilderserien mit scheinbar verzerrten, verformten und zerbrochenen Körpern. Ein Jahrzehnt später erreichte Baselitz im Jahr 1969 einen Wendepunkt in seiner künstlerischen Entwicklung, als er sich daran versuchte, den narrativen Inhalt und Ausdruck aus seinen Werken zu beseitigen, um sich auf das Malen an sich zu konzentrieren. Schließlich begann er damit, seine Modelle auf den Kopf gestellt abzubilden. Diese Malweise erlaubte es ihm, sich nun traditionellen Kunstgattungen wie der Porträt-, Akt- und Landschaftsmalerei zuzuwenden, die er zuvor vermieden hatte. Dieser Ansatz ist für ihn nach wie vor bedeutend. 

Diese Porträtdarstellungen von Freunden und Bekannten des Künstlers aus der deutschen Kunstszene – vom Journalisten Martin G. Buttig, den Galeristen Franz Dahlem und Michael Werner bis hin zum Sammler Karl Rinn – sind sehr persönlich und verblieben sechs Jahrzehnte im Besitz des Künstlers. Das einheitliche Format und die ähnliche Farbpalette untermauern das Werk bildnerischer Konvention, während die breiten Pinselstriche und einfachen Materialien die Malerei in den Vordergrund stellen. Die Gruppe von Bildern, zu denen auch das erste je angefertigte Gemälde seiner Ehefrau Elke gehört, bietet die seltene Gelegenheit, einen entscheidenden Moment künstlerischer Innovation zu ergründen. 

Georg Baselitz: Pivotal Turn wurde kuratiert von Brinda Kumar, Assistant Curator, Moderne und Zeitgenössische Kunst. Ein besonderer Dank gilt Dita Amory, Curator in Charge, Lehman Collection. 

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28. Januar 2021

 

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